Woher kommt der Name der Kreuzung „Drei Steine„? Vor ca. vier Wochen erreichte den Arbeitskreis genau diese Anfrage eines Lokalredakteurs, der gerade zum Thema recherchierte. Die Frage war, ob der AK Informationen zur Namensgebung beitragen könnte. Einer seiner Vorgänger mutmaßte in einem Artikel der Schaumburger Nachrichten von 1989 über verschwundene Kreuzsteine, die sich in Groß-Goltern befinden sollten.
Die besagte Kreuzung ist eine recht junge: Der Abzweig nach Hannover (B65) wurde erst ab dem Jahr 1933 als Ortsumgehung für Bad Nenndorf gebaut. Die Rodenberger Allee entstand um das Jahr 1800. Bis dahin war es also lediglich eine „Kurve“. Eine historische Kreuzung war es also nicht. Um diese entwickelten sich auch schon früh Siedlungen, was hier nicht der Fall war.
Es gibt mehrere Belege, dass es sich bei der „Rodenberger Allee“ zu Entstehungszeit um eine sogenannte „drei-reihige Allee“, also mit drei Baumreihen bepflanzte Straße handelte. Neben den äußeren Baumreihen gab es noch eine mittlere, die den schmalen Fußweg vom etwas breiteren Fahrweg abtrennte.
Eine Textpassage aus einem Büchlein von Georg Böhling beschreibt die Rückkehr von zwei Rodenberger Wandergesellen um das Jahr 1850 in ihren Heimatort: „Oh, wir sind bald da. Sieh, da ist schon die große Allee, die nach Rodenberg führt. Drei Reihen große Bäume – die geben im Sommer kühlen Schatten. Rechts ist der Fußweg, links die Fahrbahn. Guck, da sind auch die drei Steine, damit kein Fuhrwerk in den Spazierweg gelangen kann …“
Drei Steine als „verkehrsregelnde Poller“? Nun ist unsere Arbeitsweise im Arbeitskreis nicht so, dass wir aufgrund einer solchen Textstelle bereits die Lösung solcher Rätsel präsentieren, zumal in dem Büchlein von G. Böhling nicht jede Behauptung „auf die historische Goldwaage“ gelegt werden darf.
Dank eines Fundes unseres Mitglieds H. Finger gab es jedoch einen weiteren Beleg, der genau die o.a. Textstelle bestätigte. Ein Foto mit genau den „Drei Steinen„! Das Foto kann auf die fünfziger Jahre datiert werden, weil u.a. der Vater von H. Finger abgebildet ist. Das Geburtsjahr ist bekannt und das Alter der abgebildeten Person kann geschätzt werden. Die mittlere Baumreihe ist wahrscheinlich zugunsten einer Fahrbahnverbreiterung schon verschwunden aber die „Drei Steine“ sind im Hintergrund deutlich zu erkennen.
Sie, die „Poller“, sind offenbar schon zur Zeit der Entstehung der Allee aufgestellt worden. Damit wurde wirkungsvoll verhindert, dass ein kleines Pferdegespann den falschen Weg, nämlich den Fußweg benutzte. Eine StVO oder gar Verkehrszeichen gab es im 19. Jahrhundert noch nicht.
Im Laufe der Jahre hat der Volksmund aus „die Kreuzung/der Abzweig, wo die drei Steine stehen“ kurz die „Kreuzung drei Steine“ gemacht. Der Redakteur ist mit der Lösung zufrieden und sicherlich froh, nicht in Groß-Goltern nach wahrscheinlich nicht vorhandenen Steinen suchen zu müssen.
Die vor einigen Jahren auf der Nordseite der Kreuzung aufgestellten Findlinge sind „Folklore“ und haben nichts mit der Historie zu tun …