Im ehemaligen Ständehaus befindet sich seit 1981 das Museum der Stadt Rodenberg. Das Ständehaus ist das letzte Gebäude, das von der ehemaligen Wasserburg Rodenberg nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1859 erhalten geblieben ist. Ursprünglich als zweigeschossiger Saalbau errichtet, diente es bis 1640 den Schaumburger Landständen als Versammlungsort. An der westlichen Außenfassade befindet sich über dem Eingang, der in das Kellergewölbe hinunterführt, ein Wappenfries, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Reste des Treppenturms und zwei Kaminwangen aus Räumen des einstigen Pallas, auch Fürstenbau genannt, sind noch heute sichtbar. Die durch den Brand entstandenen Ruinen wurden nach und nach abgebrochen, und die Steine fanden in anderen Gebäuden in Rodenberg Wiederverwendung. Beispielsweise wurden die beiden großen Domänenscheunen aus Sandsteinen der Burg und des alten Domänenhofes aufgebaut.
In der Vergangenheit wurde das Ständehaus ganz unterschiedlich genutzt. Mitte des 20. Jahrhunderts befand sich hier ein Bekleidungslager. Von 1950 bis 1975 war der Bau als katholische Kirche „Mariä Himmelfahrt“ geweiht. Der Heimatbund Rodenberg und Umgebung e.V. eröffnete schließlich 1981 das Museum.
Im Saal sind noch heute Spuren des katholischen Gotteshauses zu erkennen: Die Saaldecke weist immer noch die Bemalung mit verschiedenen Motiven auf, darunter Marien- und Christussymbole und verschiedene Kreuzesdarstellungen. In einer Nische sind ehemalige Einrichtungsgegenstände der Kirche ausgestellt. Das einstige hölzerne Taufbecken wurde in die Trachtenausstellung einbezogen. Es bildet für die kleine Taufgesellschaft in Tracht, mit Täufling, „Boameume“ (Hebamme) und Paten den passenden Rahmen.
Im ehemaligen Amt Rodenberg wurde seit jeher von der Bevölkerung Tracht getragen. Die ältesten Stücke der derzeitigen Ausstellung stammen aus dem 18. Jahrhundert. Männer und Frauen kleideten sich je nach Anlass unterschiedlich. Alltags und werktags wurden einfache Stoffe für die Tracht verarbeitet, ganz im Gegensatz zur sonntäglichen Kirchgangs- und Festtagstracht, bei der feinstes Leinen, hochwertige Seidenstoffe und Stickereien aus Seide und Perlen zum Einsatz kamen. Der örtliche Schneider fertigte die Kleidungsstücke an, die „Nahsche“ sorgte für die künstlerische Ausschmückung mit Stickereien. Sie achtete auch darauf, dass jeder nur soviel zur Schau trug, wie ihm standesgemäß zustand. Die Tracht unterlag gewissen Regeln. So wiesen die unterschiedlich farbigen Bänder auf die jeweilige Lebenssituation hin. Ob Freudenzeit oder Trauer konnte man an der Tracht ablesen. Die notwendigen Textilien konnten früher in den Kaufmannsläden der nahe gelegenen Stadt Rodenberg gekauft werden. Gerade zur Hochzeit, – das Hochzeitspaar in Tracht bildet einen Höhepunkt der Ausstellung – , wurde so einiges für die Aussteuer benötigt. Ebenfalls zur Aussteuer gehörten Möbel. Eine erhaltene Bauernstube aus Grove, dem einst selbständigen Nachbardorf und späterem Stadtteil, schmückt heute das Museum mit rotem Plüschsofa und datiertem Wandspiegel. Apropos Grove: Das Dorf wurde 1838 eingemeindet. Bis dahin war Rodenberg „eine Stadt, die weder Schul´ noch Kirche hat“, denn beides befand sich in Grove und steht dort heute noch. Ein anderes lokales Highlight ist „Kleinvenedig“. Die idyllische kleine Häuserzeile entlang der Aue ist in der Ausstellung auf einem imposanten Gemälde zu bewundern.
Im Museum betritt der Besucher die Stadt Rodenberg durch eine Stadtmauer und findet sich vor dem Ratskeller ein. Die Stadt zwischen Deister und Altem Rodenberg war Sitz des Amtsgerichtes, sogar ein Gefängnis gab es hier. Es wurde aus Sandsteinquadern erbaut und steht noch heute in der Nähe des Burgwalls. An den Fensterstürzen sind noch Spuren der Verankerung der Gitterstäbe zu erkennen.
Im Museum wird eine alte Gefängnistür gezeigt, die erahnen lässt, wie es war, eingesperrt zu sein.
Die Stadtgeschichte wird aber noch durch andere Themen in der Ausstellung erlebbar gemacht. Ganz besondere Persönlichkeiten, wie z. B. Konrad Röhler, ein unfreiwilliger Weltreisender aus dem 16. Jahrhundert, oder Rodenbergs berühmtester Sohn, der Dichter, Schriftsteller und Herausgeber der Deutschen Rundschau Julius (Levy) Rodenberg zeugen davon, dass Geschichte auch vor unserer Haustür stattfand.
Eine Stadt wie Rodenberg wurde immer aber auch von verschiedenen Gefahren heimgesucht. Dabei hatte das Hochwasser in der Vergangenheit die größten Auswirkungen.
Das Wasser und die Aue waren schließlich ausschlaggebend für die Anlage von Burg und Wikbold, wie der Ort früher bezeichnet wurde. Beides war von den Auearmen umgeben, die schon natürlicherseits für einen gewissen Schutz sorgten. Die „Lange Straße“, als Knüppeldamm im Mittelalter gebaut, führte über die Aue, und war ein Verlauf des Helweges. Im Schutze der Wasserburg konnte sich das Wikbold zur planmäßig angelegten Stadt entwickeln. Die Stadtrechte wurden Rodenberg 1615 von Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg verliehen. Zu dieser Zeit war Rodenberg schon lange kein Regierungssitz der Schaumburger Grafen mehr. Nach dem Dreißigjährigen Krieg residierten die Landgrafen von Hessen-Kassel auf der Burg, und sogar Napoleons Bruder Jérôme, seit 1807 König von Westphalen, stattete dem Städtchen einen Besuch ab.
Rodenbergs Ruhm ergab sich im Mittelalter durch ein sehr beliebtes Getränk. Das Kinkeldey-Bier, nach seinem Brauherrn so benannt, wurde sogar exportiert. Andere Schätze fand man in der Umgebung: Sandstein und Steinkohle aus dem nahen Deister und Salz, das im Gradierwerk aus der in Soldorf sprudelnden Sole gewonnen wurde. Bis auf die ortsansässigen Handwerker, – einige Berufe sind im Museum dargestellt – , ernährte sich die Bevölkerung, und vor allem die des Umlandes, von der Landwirtschaft. Im Kellergewölbe des Ständehauses wird an landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen der Arbeitszyklus eines ganzen Jahres, von der Aussaat bis zur Ernte, deutlich. Besonderer Stolz der Sammlung ist ein originaler alter Trecker.
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